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heute: walter hollstein.

"Was so gern als natürlicher Volkswille ausgegeben wird, erweist sich bei näherem Zusehen als Resultat eines komplexen Erziehungsprozesses, den man treffender vielleicht auch als Manipulationsprozess bezeichnen könnte. Gleichermaßen ist das, was sich heute als System vorstellt, nicht die Folge >natürlichen Wachstums<, sondern jene von gezielten Eingriffen der Machtträger in Politik und Wirtschaft, die heute zumeist nichtöffentlich und vorparlamentarisch unternommen werden. Ihre Entscheidungen geben sich freilich kaum noch als interessenbedingte Herrschaftsstrategie zu erkennen, da die Vermittlungsmechanismen der Macht immer unpersönlicher, komplizierter und scheinbar sachgemäßer werden. So zeigt sich Herrschaft in unseren Tagen als schwer angreifbar und schwer überprüfbar; sie wirkt durch all die allgemeinen und im engen Sinne unpolitischen Sozialisations- und Verhaltensmuster auf eine Bevölkerung, die strukturell entpolitisiert und ohne faktische Entscheidungskraft die Zwänge des Systems kaum noch als solche wahrnimmt."
Hollstein, W.:Die gespaltene Generation. Jugendliche zwischen Aufbruch und Anpassung. Bonn 1983.
S. 100.